Was machen Philosophinnen und Philosophen nach ihrem Studium? Absolventinnen und Absolventen erzählen:

Anton Distler: Assistenz in der Pflegedienstleistung

mein philosophiestudium hilft mir vor allem hinsichtlich argumentation und überzeugungsarbeit. ich kann mit plastischen bildern höchst komplexe sachverhalte transportiern und umsetzen.

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    Anton Distler


    ich arbeit seit nun fast sechs jahren in einer grossen betriebsgemeinschaft der digallo-gruppe. durch meine zweitausbildung, die ich vor dem studium erfolgreich abgeschlossen habe, konnte ich schnell als leitungsperson im gesundheitswesen fuss fassen, obwohl mir damals mein doktorat wichtiger gewesen wäre. als ehemaliger stipendiat der hans-böckler-stfitung, düsseldorf, wäre ich gefördert worden und ich hätte eine 50%-stelle am ethik-zentrum anstreben können. mein doktorvater bot sich grosszügig an. aber mit diesen bedingungen hätte ich meine familie mit zwei kindern nicht so versorgen können wie meine partnerin und ich es uns wünschten. nach dem abgeschlossenen studium an zwei universitäten und einer erfolgreichen publikation meiner liz.-arbeit im königshaus-neumann-verlag, würzburg, de, sollte und wollte ich nämlich haupterwerbstätiger sein. da es mit ethik und philosophie so nicht ging arbeitete ich mich nun position um position hoch. aktuell bin ich assistenz in der pflegediensleitung und arbeit erfolgreich in verscheidenen arbeitsfeldern. hauptarbeit ist das interne controlling betreffend pflegequalität und kostenpflichtiger leistungen der krankenkassen. der pflegeprozess ist immens wichtig und ich kann in dieser position sehr viel mitgestalten, um die adäquate erbringung der leistungen und zugleich der dokumentation zu optimieren. zusätzlich als leiter ad interim eines grossen bereichs kann ich viel auf die struktierung der arbeitsabläufe und der teamstruktur nehmen. dazu gehören stellenplanung, arbeitsplanung und überwachung der durchführung. nebenher gibt es die umstellung der handschiftlichen dok. auf elektronische pflegedokumentation, die ich massgeblich hinsichtlich standard und umsetzung mitprägen kann. mein philosophiestudium hilft mir vor allem hinsichtlich argumentation und überzeugungsarbeit. ich kann mit plastischen bildern höchst komplexe sachverhalte transportiern und umsetzen. die vielfalt menschlichen seins kann ich durch das geschulte philosophische auge behutsam wahrnehmen und die ressourcen entsprechend nutzen und auf beiden seiten fördern. das spektrum alt und jung, gesund und krank, arbeitsam und invalide, normal verrückt und verrückt normal darf ich in dieser position lenken und für es um verständnis werben, wo normalerweise das volk die realitäten ausblendet, da kein schema schwar-weiss trägt. ich bin erfolgreich in meiner position und als lehrer z.b. hätte ich kaum erfolgreicher sein können, was den lohn betrifft. ich vermisse den akademischen betrieb, da die erfolgreichen dort jenes machen, das ich machen wollte, hätte ich es mir leisten können mit frau und zwei kindern. die schule des lebens gibt einem das wohl häufig vor und es gilt ein sich anfreunden mit umständen, die zu ändern kaum möglich sind ohne idealistisch zu werden. ich bin froh um meine fundierten ausbildungen in der arbeitswelt und an den universitäten, auch wenn ich einst als rentner nicht vom studium profitieren kann. mein studium hat mir auf jeden fall das tor zu einer erfolgreichen arbeitswelt geöffnet. die philosphie des lebens darf ich nun vielseitig anwenden und auch mal auf konrontation gehen, wo sonst eher schulterzuckend der mehrheit zugestimmt wird.