Wittgenstein erkennt eine doppelte Verwandtschaft zwischen Philosophie und Logik: Erstens beschäftigen sich beide Disziplinen mit Problemen nicht mit Fragen. Zweitens beruhen für ihn Probleme darauf, dass die „Sprachlogik“ nicht klar ist. „Was ist das Gute?“ ist beispielsweise ein klassisches Problem der Philosophie. Um es zu lösen, gilt es zuerst einmal zu erkennen, dass hier ein Problem aufgeworfen und nicht eine Frage gestellt wird.
Eine Frage würde nur dann gestellt, wenn es eine Aussage gäbe, das heisst, eine Beschreibung einer Tatsache, nach der gefragt wird. „Wo steht Annas Auto?“ oder „Was ist ein Pfeiffhase?“ lassen sich so beantworten. Die Antwort ist dann eine Aussage und kann wahr oder falsch sein. Wittgenstein reserviert also die Bezeichnung Frage für Fragestellungen, auf die dem Äussern eines Satzes zu reagieren ist. Dabei wird das Bestehen eines Sachverhaltes festgestellt. Es brauch Sinneserfahrung, Empirie – den „Vergleich mit der Wirklichkeit“, wie Wittgenstein sich ausdrückt – um zu entscheiden ob die Antwort richtig ist. Probleme dagegen werden anders angegangen. Sie werden gelöst und damit, im Fall der Philosophie auch aufgelöst, sie verschwinden. Die Fragestellung „Was ist das Gute?“ wird für Wittgenstein zum philosophischen Problem, weil etwas im sprachlichen Kleid einer Frage auftritt, das tatsächlich gar keine Frage ist und entsprechend auch nicht durch irgendeine Entdeckung entschieden werden kann. Da sie „äusserlich“ nicht von einer Frage im eigentlichen Sinn unterschieden ist, kann sie leicht mit einer solchen verwechselt werden.
Die Lösung von Problemen, sowohl logischer als auch philosophischer, liegt in der Sprache. Weiterlesen
(Text von Susanne Huber)