Leben und Würde

Dass uns gewisse Dinge wichtig(er) sein könne (als andere) ist eine Dimension der menschlichen Würde – so Peter Bieri in seinem Buch „Eine Art zu leben – Über die Vielfalt der menschlichen Würde“. (1)

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    Woher kommt dieser Zusammenhang? Zur Veranschaulichung spricht Bieri von Handlungen, die wir ausführen um Ziele zu erreichen. Seine Beispiele sind der Mensch der Ingenieur wird, um eine Brücke zu bauen, und der welcher Arzt wir, um Leid zu vermindern. Doch kann man immer weiterfragen: Wieso willst du eine Brücke bauen? Wieso willst du Leid vermindern? Irgendwann, so Bieri, gelangen wir an den Punkt an dem wir nur noch sagen können: „Das ist mir einfach wichtig.“, und zwar „weil mein Leben so ist, wie es ist, und weil ich die Person bin, die ich bin.“ (2) Und hier stossen wir auf den Kern des Menschen, und eine Dimension seiner Würde.

    Sich selbst sein

    Dieser Zusammenhang von was einem wichtig ist, dem daraus resultierenden Lebenssinn und der damit verbundenen Würde verlangt, so Bieri, dass man eigene Wertvorstellungen ausbilden und diese auch leben kann. Eine Einschränkung davon sind Varianten der Fremdbestimmung. Bieri illustriert dies mit Hendrik Ibsens Werk „Ein Puppenheim“ (3). Der Gedanke korreliert jedoch auch mit den offensichtlichen Beispielen von Verletzungen der Menschenwürde (Erniedrigung und Folter, z.B. als krasse Missachtung der Rechte eines Menschen). Im Bezug auf den Sinn des Lebens scheint es auch intuitiv richtig, dass in Umständen in denen die Auslebung eigener Interessen und Ziele gänzlich eingeschränkt ist die Frage auftauchen kann, ob das Leben überhaupt (noch) Sinn ergibt.


    (1) Peter Bieri; Eine Art zu leben – Über die Vielfalt menschlicher Würde; Carl Hanser Verlag München (2013)

    (2) Eine Art zu leben, Seite 310

    (3) Eine Art zu leben, Seiten 312-318