Das Nichtwissen des Ingenieurs als Triebkraft der Technikentwicklung

Vortrag von Prof. em. Dr. Hans Poser (TU Berlin)
Collegium Helveticum, Schmelzbergstrasse 25, 8006 Zürich
18:15 - 20:00

Alles Problemlösen beginnt mit Nichtwissen als Mangel an Wissen: F & E-Abteilungen kommunizieren über Nichtwissens-Themen; Kreativität ist unvorhersehbar, also ein Fall von Nichtwissen; unbekannte mögliche Konsequenzen einer Technologie werden als ein Nichtwissen in der Technikfolgenabschätzung bewertet. Solches Nichtwissen gilt es zu analysieren.

Das Nichtwissen eines Ingenieurs hat eine charakteristische Struktur und einen Inhalt: Es ist ein Wissen über Nicht-Wissen (Meta-Wissen), es hat einen Inhalt, bezogen auf ein Problem und kann als Frage formuliert werden: Nichtwissen erscheint als ein zu lösendes Problem. Daher benötigt der Ingenieur ein Problemlösungswissen als ein Wissen über Ziele, Mittel, Funktionen und Werte, die hinter dem Ziel stehen. Aber Mittel, Ziele, Funktionen und Werte sind nicht beobachtbar – sie sind teleologische und normative Interpretationen. Deshalb ist technologisches Wissen Teil der Nichtwissensstruktur, die eine erkenntnistheoretische Analyse erfordert.