Der Anthropologe Franz Boas wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts durch das Konzept der „Eskimosprache“ bekannt, mit dem er die Ansicht vertrat, die Inuit verfügten über 50 verschiedene Ausdrücke für Schnee.
Kulturrelativismus
Diese Ansicht, so umstritten sie bis heute ist, war sozusagen der Keim des modernen Kulturrelativismus, der Idee, dass verschiedene Kulturen und Ethnien ihre eigenen spezifischen Weltverständnisse entwickeln. Einen vorläufigen Höhepunkt verzeichnete diese Vorstellung in den 1940er Jahren dank der Studien des Linguisten Benjamin Lee Whorf über indianische Sprachen.
Sein Werk „Sprache, Denken, Wirklichkeit“, das erst postum publiziert wurde, gilt als Klassiker der Sprachethnologie und des Relativismus. Die Postmoderne der 1990er Jahre radikalisierte diesen Relativismus philosophisch, indem sie jeder Weltsicht das Recht auf „ihre“ Geltung einräumte. Daraus hat sich in letzter Zeit ein Vulgärrelativismus entwickelt, der offenkundig genug in der allgegenwärtigen Debatte um Fake News und alternative Fakten schwelt.
Die Krise der Wahrheit
Wir haben es hier mit einem dornigen philosophischen Problem zu tun, und Schnee eignet sich sehr gut als Anschauungsobjekt dafür. Bezeichnen wir es schlagzeilenpflichtig als Krise der Wahrheit. Gemäss einer weitverbreiteten Intuition bedeutet Wahrheit Übereinstimmung mit den Tatsachen. Zur Exemplifizierung dieser sogenannten Korrespondenztheorie der Wahrheit dient in philosophischen Kreisen gern der Beispielsatz „Schnee ist weiss“. Die Aussage „Schnee ist weiss“ ist genau dann wahr, wenn Schnee weiss ist.
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