Themendossier Gutes Leben

Ist ein gutes Leben gleichzusetzen mit einem glücklichen Leben? Lässt sich Glück antrainieren? Wie gestaltet sich ein gutes Leben im Alter? Solcherlei Fragen, aber auch die Untersuchung, ob nur eine moralisch gute Lebensführung ein gutes Leben ermöglicht, werden in diesem Dossier bearbeitet.

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    Die Frage nach dem guten Leben bietet sich dafür an von der Philosophie aufgegriffen zu werden, denn sie ist keine empirische oder rein analytische Frage, die leicht mit einem Messgerät beantwortet, oder mit einer Formel berechnet werden kann.

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    Gutes Leben

    Nicht wenigen Menschen stellt sich in ihrem Leben die Frage „Wie kann ich ein gutes Leben führen?“. Fragen wie diese und wie man an sie herangehen kann, sind der Inhalt des neusten Themendossiers.

    Eine philosophische Frage mit Aktualität: Mehr denn je stellen sich Menschen diese Frage in der heutigen Zeit. Dagmar Fenner, Titualprofessorin an der Universität Basel, deren Gedanken auch in Form eines Interviews im Themendossier vertreten sind, meint, dies liege an den abnehmenden Vorschriften wie der Mensch sein Leben zu leben habe. Scheinbar gibt sich der Mensch heutzutage nicht mehr so leicht mit den von Religionen und Kulturen vorgeschriebenen Lebenskonzepten zufrieden. Man sucht und denkt weiter.

    Die Frage nach dem guten Leben bietet sich dafür an von der Philosophie aufgegriffen zu werden, denn sie ist keine empirische oder rein analytische Frage, die leicht mit einem Messgerät beantwortet, oder mit einer Formel berechnet werden kann. Wohl gibt es solche Ansätze, wie beispielsweise die populäre Erforschung der Wichtigkeit von „Glück“ für ein gutes Leben zeigt, weshalb auch ein Kapitel des Themendossiers dieser gewidmet ist.

    Was der Frage jedoch vorausgeht sind grundlegendere Fragen, wie zum Beispiel, ob die Frage nach dem guten Leben überhaupt eindeutig und abschliessend beantwortet werden kann. Ist das Thema eventuell von seinem Charakter her subjektiv und muss es darum von jedem Menschen individuell, jenseits von objektiv richtigen oder falschen Antworten, ergründet werden? Sieht man von dieser Möglichkeit ab, ist es ebenfalls lohnenswert darüber nachzudenken, was mit der Frage überhaupt gemeint ist. Was bedeutet „gut“, im Zusammenhang mit einem menschlichen Leben? Muss es sich positiv anfühlen, oder rational sinnvoll sein? Was ist überhaupt mit „Leben“ gemeint? Eine Zeitspanne oder eine Weise der Existenz? Es liegt in der Natur der Philosophie sich mit solchen konzeptuellen Unklarheiten zu beschäftigen und Erklärungen zu liefern.

    Philosophen und das gute Leben: Eine Vielzahl von unterschiedlichen Theorien über das gute Leben wurden von Philosophinnen und Philosophen entwickelt. Das philosophische Themendossier „Gutes Leben“ gibt einen Überblick über einige dieser verschiedenen &¨berlegungen, die von den antiken Griechen über die Aufklärung bis zur gegenwärtigen universitären Forschung in der Philosophie reicht.

    Platon und Immanuel Kant sehen die Frage in der Metaphysik, der Theorie der Existenz, angesiedelt. Ihre Ansichten unterscheiden sich jedoch darin, dass Platon glaubte, es gäbe ein gutes Leben, das im Gesamten erfahrbar sei. Kant hingegen glaubte, es gäbe nichts in der Welt auf das man deuten könnte und davon sagen kann, dass es ein gutes Leben ist. Aristoteles gibt mit seiner Tugendethik eine Antwort auf die Frage nach dem guten Leben, welches an einem tugendhaften Lebensstil bemessen werden kann. Hierbei zeigt sich der moralische Charakter der Frage, welcher auch bei der Diskussion der „Welfarism“ Theorie zur Sprache kommt, bei der es um den Zusammenhang mit Wohlergehen und Moral geht. Andere im Themendossier beschriebene Ansätze befassen sich mit dem Zusammenhang des guten Lebens mit dem Genussempfinden, der Nützlichkeit von Handlungen und den Wünschen die ein Mensch hat, sowie Zielen die er sich setzt.

    So gibt das Themendossier einen guten Überblick über das Thema des guten Lebens, und vermittelt diesen in verständlicher Weise für ein breites Publikum, denn die Frage betrifft das grundlegendste Gut eines Menschen: sein Leben.

     

     

    Literaturtipps

    Philosophische Schriften zum guten Leben auf Deutsch

    • Platon, Politeia, 3. bearb. Aufl. Göttingen 2011
    • Cicero: Tusculanae disputationes / Gespräche in Tusculum. Lat./Dt. Übers. von Ernst Alfred Kirfel, Stuttgart 1997
    • Aristoteles, Nikomachische Ethik
    • Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Akademie-Ausgabe IV
    • John Rawls, Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt a. M. 1979
    • Dagmar Fenner, Das gute Leben, De Gruyter 2007
    • Ursula Wolf, Die Philosophie und die Frage nach dem guten Leben, Rowohlt Taschenbuch 1999
    • Sabine Meck, Vom guten Leben - Eine Geschichte des Glücks, Primus Verlag 2003
    • Holmer Steinfath, Was ist ein gutes Leben?, Frankfurt a.M. 1998
    • Der Sinn des Lebens (Herausgegeben von Christoph Fehige, Georg Meggle und Ulla Wessels), Deutscher Taschenbuch Verlag 2000
    • Johannes Fischer, Das gute Leben und das Glück
    • Joachim Schummer, Glück und Ethik, Würzburg 1998
    • Otfried Höffe, Einführung in die utilitaristische Ethik, Tübingen 1992
    • Martin Seel, Versuch über die Form des Glücks, Frankfurt a. M. 1995
    • Mihaly Csikszentmihalyi, Flow. Das Geheimnis des Glücks, Stuttgart 1992
    • Ulrike Bowi, Der Einfluss von Motiven auf Zielsetzung und Zielrealisierung, Universität Heidelberg 1990
    • Władysław Tatarkiewicz, Über das Glück, Stuttgart 1984
    • Karlheinz Ruckriegel, Happiness Research (Glücksforschung) - eine Abkehr vom Materialismus, Sonderdruck Schriftenreihe der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg Nr. 38, Mai 2007, ISSN 1616-0762
    • Philipp Plickert, Geld macht doch glücklich, in: FAZ, 21.07.2012
    • Joachim Weimann, Andreas Knabe, Ronnie Schöb: Geld macht doch glücklich. Wo die ökonomische Glücksforschung irrt. Schaeffer-Pöschel Verlag 2012
      Thomas Rentsch und Morris Vollmann, Gutes Leben im Alter – die philosophischen Grundlagen, Reclam Verlag, Stuttgart 2012

     

    Philosophische Schriften zum guten Leben auf Englisch

    • A. J. Ayer, The Claim of Philosophy, The Meaning of Life (Herausgegeben von E. D. Klemke), Oxford University Press 2000
    • Robert Nozick, Anarchy, State, and Utopia, New York Basic Books 1974
    • Richard Kraut, What is good and why, harvard university press 2007
    • Roger Crisp, „Well-Being“, The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2013 Edition), Edward N. Zalta (ed.)
    • Joseph Raz, The Morality of Freedom, Oxford: Clarendon Press, 1986
    • William J. Talbott, What is Well-being? What is equity?, in: Human Rights and Human Well-being, Oxford University Press 2010
    • Thomas Scanlon, What we owe to each other, Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge 1998
    • Carol Graham: Happiness and Health: Lessons – And Questions – For Public Policy. In: Health Affairs. Vol. 27, No. 1, Januar/Februar 2008
    • Richard Easterlin: Income and Happiness: Towards a Unified Theory. In: The Economic Journal. 111, 2001
    • Derek Parfit, Reasons and Persons, Claredom Press 1984