Philosophie. Eine Einführung fürs Gymnasium

Das neue Lehrbuch für den Philosophieunterricht in der Schweiz

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    Lehrbücher für den Philosophieunterricht am Gymnasium gibt es einige. Nur wenige jedoch stammen von Schweizer Autorinnen und Autoren und sind somit an unsere Lehrpläne angepasst. Philosophie. Eine Einführung fürs Gymnasium ist eines dieser wenigen Lehrmittel und ist 2021 im Berner hep-Verlag erschienen. Das Autorenteam setzt sich zusammen aus Peter Zimmermann, Jonas Pfister, Dominique Kuenzle und Tobias Zürcher. Peter Zimmermann ist Schriftsteller, Fachdidaktiker und ehemaliger Gymnasiallehrer, Jonas Pfister ist Fachdidaktiker und Gymnasiallehrer. Pfister und Zimmermann haben in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Sachbücher im Bereich Pädagogik und Fachdidaktik veröffentlicht, unter anderem das Neue Handbuch des Philosophie-Unterrichts. Dominique Kuenzle arbeitet derzeit als Privatdozent an der Universität Zürich, Tobias Zürcher unterrichtet an einem Gymnasium in Thun Philosophie.


    Inhalt und Aufbau

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    Ausschnitt aus dem Lehrbuch, S. 8 und 9

    Die Experten aus Theorie und Praxis der Philosophie und des Philosophieunterrichts haben mit diesem Lehrbuch eine umfassende Einführung in die Philosophie erstellt, die sowohl in der Schule wie im Selbststudium eingesetzt werden kann. Die moderne Auswahl behandelt anhand kurzer Einführungen und Originaltexte PhilosophInnen wie Judith Butler und Peter Bieri, ohne jedoch die wichtigen Namen aus der Philosophiegeschichte wie Platon, Descartes oder Wittgenstein zu vergessen. Auch aussereuropäische Denker wie Konfuzius und Zhuangzi werden im Lehrbuch besprochen. Inhaltlich ist das Buch aber nicht philosophiehistorisch aufgebaut, sondern entlang fünf grosser Themenblöcke: 

    1.   Was ist Philosophie?
    2.   Philosophische Anthropologie
    3.   Ethik
    4.   Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie
    5.   Politische Philosophie

    Es werden Fragen aufgeworfen, die dann anhand von Originaltexten behandelt und mit Übungsaufgaben, die zum Selberdenken anregen, vertieft werden. Damit das Selberdenken besser gelingt und gleichzeitig philosophische Werkzeuge gelernt werden, sind im Lehrbuchtext immer wieder Blöcke zu Logik und Methoden eingeschoben. So wird im Kapitel 2.1 Was ist der Mensch? beispielsweise die Unterscheidung von notwendigen und hinreichenden Bedingungen eingeführt und erklärt, was eine Definition in der Philosophie auszeichnet. (S. 52f)

    Das Kapitel gibt dann sogleich die Antworten bekannter Denker:innen der Philosophie wieder – In diesem Fall die Wesensbestimmungen des Menschen von Donald Davidson, Charles Taylor, Karl Marx, Pico della Mirandola und Sigmund Freud. 

    Anhand von kreativen Fragen werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, auch eigene Definitionen des Menschseins zu geben. Eine dieser Fragen lautet beispielsweise: “Ausserirdische nehmen Kontakt mit Ihnen auf und fragen, was Menschen sind. Wie würden Sie antworten? Erstellen Sie eine Liste von Eigenschaften.” (S. 54)


    Kompetenzorientierung

    Dieser Aufbau des Lehrbuches orientiert sich am neuen bildungstheoretischen Paradigma, demnach Lernen nicht bloss ein Aufnehmen von Wissen ist, sondern ein Erarbeiten von Lerninhalten und Kompetenzen. Das Lehrbuch nennt fünf Grundkompetenzen, die im Fach Philosophie erlernt werden sollen: 

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    Ausschnitt aus dem Vorwort des Lehrbuchs, S. 5

    Neben der Textarbeit und der Textkenntnis sollen auch Phänomene in der Welt beschrieben und befragt werden. Darüber hinaus werden philosophische Probleme erfasst und Lösungswege gesucht, sowie philosophische Einsichten angewendet. Philosophie. Eine Einführung fürs Gymnasium will also zugleich Philosophie und das Philosophieren vermitteln. Dabei  verknüpft es Altes mit Neuem und Abstraktes mit Konkretem.

    Das erste genuin schweizerische Philosophielehrbuch überzeugt durch den thematischen Aufbau und die Kompetenzorientierung: Die Philosophie wird nicht nur als eine Sammlung von Texten und Ideen präsentiert, sondern als eine einübare Methodik und Denkfähigkeit, die sich in alltägliche Situationen übersetzen lässt. Dadurch wird der zentralen Rolle, die die Philosophie für die Bildung und den Alltag in einer komplexen Welt spielen sollte, Rechnung getragen. Gleichzeitig wird sie allerdings nicht auf ihren instrumentellen Wert reduziert und den verschiedenen historischen Positionen wird gebührend Platz gegeben. Das vom Format her eher schwere Lehrbuch kann auch in einer digitalen Version gekauft werden. 

    Eine kostenlose Leseprobe finden Sie auf der Webseite des Verlags.