Philosophie aktuell

Wissen ist Macht ist Verantwortung

Wissen ist Macht ist Verantwortung

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    „Wissen ist Macht.“ Dieser Satz ist fast jedem bekannt. Wussten Sie aber, dass er unter anderem auf den berühmten englischen Philosophen Francis Bacon (1561; † 1626) zurück zu führen ist? Grob beschrieben bedeutet bei Bacon Wissen Wissenschaft (Beobachtung und Experiment) und Macht eine Form von Technik. Wissen und Macht sollten näher zusammenrücken, erklärt Wolfgang Krohn in seinem Artikel der Universität Bielefeld „Wissen ist Macht“. 

    Eine deutlich politischere Komponente bekam der Satz dann 1909/1910 in Deutschland, denn er wurde folgendermaßen erweitert: "Wissen ist Macht - geographisches Wissen ist Weltmacht.“ Hier ging es um geografische Lehrinhalte, die eine inhaltliche Umorientierung nach dem ersten Weltkrieg einleitete und einige Jahre später mit aus heutiger Sicht heiklen Themen wie „Geopolitik, Deutschtum und Rassenkunde“ verschärft bzw. ergänzt wurden. (Mehr zum Thema hier.)

    Eine humoristische Wendung nahm der Satz dann ab den 1970er Jahren mit der Formulierung: „Wissen ist Macht – weiß nichts, macht nichts.“ Macht nicht wissen aber tatsächlich nichts?

    Gerade wenn Wissen eng mit Politik und Macht verbunden ist, und somit mit jeglicher Art der Handlung, kommt auch die Verantwortung wieder ins Spiel. Denn Macht kann beispielsweise missbraucht und Wissen kann politisch sein. So stellt Jana Bochet in Ihrem Blogbeitrag „Ich sehe was, was Du nicht siehst.“ beispielsweise die Frage der Interpretation von naturwissenschaftlichen Fakten. Was bedeutet es, Wahrheit und Objektivität zu erkennen? Oder eben diese zu interpretieren? Wie steht es um eine Technikkritik?

    Das Wissen von heute ist der Irrtum von morgen – oder?“ fragt Beisbart. Hier stellt er sich fragen zur Definition von Wissen und vom Irrtum als vermeintliches Wissen am Beispiel der Physik und der Mathematik. Zudem behandelt er Themen zu (Rück-)Schlüssen von der Vergangenheit in die Zukunft und hebt die Wichtigkeit des Unterschieds von den verschiedenen Sach- und Wissensgebieten hervor, um mit einem Appell zu mehr Differenziertheit zu schließen.

    Um Macht im Alltag und in der Politik geht es dann im Beitrag „Der Doppelsinn der Macht“ von Meyer. Sie analysiert die positiven wie auch negativen Seiten der Macht (beispielsweise die Macht der Liebe versus derjenigen Macht in Wirtschaft und Politik, die Ungleichheit schafft). Meyer macht also eine bestimmte normative Ambivalenz des Machtbegriffs aus und fügt einige Überlegungen Hannah Arendts zur schöpferischen Macht an.

    Welche Haltung sollten wir gegenüber künstlicher Intelligenz wie Robotern, Tieren und Personen einnehmen? In „Der Roboter als Anderer“ von Mildenberger werden Fragen folgender Art behandelt: Wie haben wir uns gegenüber autonomen Robotern zu verhalten? Ist die künstliche Intelligenz unserer überlegen? Und mit Rekurs auf Levinas: Wie sollen wir mit dem Anderen umgehen? Levinas meint, dass die Bedürfnisse des Anderen über unseren stehen. Aber: Hat ein Roboter tatsächlich „Bedürfnisse“?

    Der in den Beiträgen vom April behandelte Themenkomplex ist weitgreifend und lässt sich mit der erneuten Reformulierung des Anfangssatzes geeignet verkürzen: Wissen ist Macht ist Verantwortung.